Tell them I've had a wonderful life

Afrikanische Suite Nr. 27

Für Blockflöte und Orgel

Partitur und eine Stimme

1. Satz: The very first journey
2. Satz: This one moment
3. Satz: The new year

„Tell them I’ve had a wonderful life“ waren angeblich die letzten Worte Ludwig Wittgensteins, der wirklich ein außergewöhnliches Leben gelebt hat. Geboren 1898 in Wien als Sohn einer reichen Industriellenfamilie, arbeitete er später in sieben verschiedenen Berufen: als Architekt, Laborassistent, Ingenieur, Gärtner, Krankenpfleger und Volksschullehrer; mit 50 wurde er erstmals Philosophieprofessor in Cambridge. Er unterstützte mit seinem Erbe Dichter wie Georg Trakl und Reiner Maria Rilke, schenkte den Rest seinen Geschwistern, spielte Klarinette, konstruierte Flugzeug-motoren und medizinische Geräte und begründete nebenbei gleich zwei philosophische Hauptrichtungen des 20. Jahrhunderts (den Logischen Positivismus und die Analytische Sprachphilosophie). So beglückt zurückzublicken im Angesicht des Todes wie Wittgenstein – das scheint mir das Beste zu sein, was wir in diesem Leben erreichen können.
Diese Atmosphäre des Beglücktseins prägt auch dieses Stück, meine 27. Afrikanische Suite. Der erste Satz The very first Journey beschreibt die unbeschreibliche Aufregung über die allererste Reise, die man als Kind erlebt - bei mir war es die Reise mit meiner Mutter an den Mondsee in Österreich 1971. Ich war vier Jahre alt und bin dort zum ersten Mal geschwommen, ein unglaubliches Gefühl von Freiheit. Im zweiten Satz This one moment geht es um diesen einen Moment im Leben, der die Seele berührt und das Herz gefangen nimmt und den man nie vergisst, einen Moment vollkommenen Glücks - bei mir war es die Geburt meiner ersten Tochter.
Im Dritten Satz The New Year geht es um das Feuerwerk und die ausgelassene Stimmung am Übergang zum Neuen Jahr, jenes ungezügelt-anarchische Fest, das unbekümmerte Knallen und Krachmachen, und den scheinbar unendlichen Raum der Freiheit, der dann vor uns liegt (Kierkegaard spricht von der „Leidenschaft der Möglichkeit“).
Mein großer Dank geht an Claudia Leibovitz und Liesbeth Schlumberger, die das Stück am 26.2. in Paris in der wundervollen Kirche uraufgeführt haben; dankbar bin ich aber auch dem Pariser Publikum, das mich und mein Stück so außerordentlich herzlich aufgenommen hat. Über Aufnahmen und Kommentare freue ich mich immer: mail@soerensieg.de.

Hamburg, Juni 2019

Seitenanzahl: 
36
Preis: 
19,90 Euro