FR2 - Flanders Recorder Duo

Tom Beets und Joris Van Goethem

Der Schlüssel zu großartiger Teamarbeit ist gegenseitiges Verständnis und Freundschaft. Joris und Tom tourten viele Jahre mit dem Flanders Recorder Quartet um die Welt, seit 2008 arrangieren, unterrichten und spielen sie ge-meinsam Musik. In unzähligen Proben und Gesprächen rangen sie mit der Mu-sik, der Blockflöte, der Viola da Gamba und dem Leben. Eine beispiellose Zu-sammenarbeit, die zu Dutzenden von Konzerten und Workshops führte.

Wo liegen die Ursprünge dieser CD? Die Idee wuchs organisch. Wahrscheinlich entstand sie irgendwo im Himmel zwischen zwei Kontinenten, wir wissen nicht einmal, ob bei Tom oder Joris. "Vielleicht sollten wir irgendwann ...?" Und so begannen wir, zwei Bibliotheken des Duett-Repertoires durchzuspielen und von der langen Liste die besten, interessantesten und für uns und unsere Instru-mente geeignetsten Stücke auszuwählen.

Es gibt nicht viele Aufnahmen mit zwei gleichen Instrumenten oder Blockflöten. Am gebräuchlichsten sind das Blockflötenquartett oder -quintett und der Solist mit oder ohne Begleitung. Aber auch das Duett hat eine reiche Tradition. Für Zwei zu komponieren ist eine Kunst aller Zeiten, von der umsichtigen Polypho-nie in Musica enchiriadis über die vielen Bicinia und musikalischen Rätsel in der Renaissance und den galanten Sonaten des Barock bis zu den romantischen Duetten des 19. Jahrhunderts und dem Schmelztiegel der Stile in jüngster Zeit. Wir wollten alles für diese CD. Wir suchten nach Variationen und Verbindungen innerhalb verschiedener Stile und Epochen. Der folgende Text gibt eine Erläu-terung des Repertoires pro Kapitel.

Kreative Hauskomponisten von FR2

Musik erwies sich als eines der wertvollsten Geschenke unseres Lebens. Mit En-thusiasten zusammenzuarbeiten und unseren Instrumenten das Singen zu er-möglichen, ist ein Privileg. Aber noch spezieller ist es, auf diesem Weg gute Freunde zu finden – so wie die Komponisten Sören Sieg und Glen Shannon. Es war uns immer ein Vergnügen, ihre Stücke zu entdecken und aufzuführen. Bei jedem Spielen finden wir etwas Neues in ihrer Musik, wie durch Zauberei! Die Stücke, die wir bei ihnen für diese CD in Auftrag gegeben haben, passen wie angegossen zu unserer musikalischen Persönlichkeit. Vielen Dank, Glenn und Sören, für diese wunderbaren Beiträge zu unserem Repertoire.

Glen Shannons Slingshot beginnt langsam. Stellen Sie sich vor, Sie ziehen eine Schleuder (Katapult) zurück oder klettern langsam die Rampe einer großen Achterbahn hinauf. Bauen Sie die Spannung auf und steigern Sie den Nerven-kitzel, bis Sie endlich loslassen. Die leistungsstarken Küng-Bass- und Kontra-bass-Blockflöten sorgen für den zusätzlichen Schub, den dieses Stück braucht, und ja, wir hatten eine tolle Aufnahme!
The Dervish and the Devil ist anders als alles, was Sören Sieg jemals zuvor ge-schrieben hat. Sören ist ein sehr talentierter Blockflötenspieler und weiß, wie man für das Instrument schreibt. Die Zutaten sind Fußklopfen, zwei Cajons, ein Tenor und ein Sopranblockflöte, die für Drive und orientalische Kraft sorgen. Dieser farbenfrohe Cocktail bewegt sich durch verschiedene Tonalitäten und Taktarten und sorgt für ein einzigartiges Klangerlebnis. Passagen, in denen ei-ne Soloblockflöte von einer Cajon begleitet wird, wechseln sich ab mit Passagen, in denen wir beide Blockflöte spielen und mit den Füßen stampfen. Ein irrwitzi-ger, dem furiosen Höhepunkt entgegenrasender Spaß!

Die Stücke von Glenn und Sören sind eine erfrischende und originelle Ergän-zung des Duo-Repertoires. Wir hoffen, viele Blockflötisten für diese neuen Wer-ke zu begeistern!

(Nicht) Die üblichen Barockstücke

Die Bibliothek eines Blockflötisten ist undenkbar ohne die Stücke von Telemann, Bach oder Sammartini. Einige ihrer besten Kompositionen haben wir als Hom-mage an diese großartigen Komponisten für diese CD aufgenommen.
Johann Sebastian Bachs berühmte Toccata und Fuge für Orgel in d-Moll wurde wahrscheinlich für Violine geschrieben. Manche vermuten, dass Bach eine ano-nyme Komposition transkribiert haben könnte. Die eindringliche Melodie ist ein Ohrwurm, der in Disneys Fantasia und Andrew Lloyd Webbers The Phantom of the Opera wieder auftaucht. Diese Toccata eignet sich hervorragend für eine Bearbeitung für zwei Blockflöten, und wir haben die Herausforderung genos-sen, dieses berühmte Stück in ein Duett für Alt und Bass zu verwandeln.

Georg Philipp Telemann galt im 18. Jahrhundert als Deutschlands führender Komponist. 1740 schrieb Mattheson: Ein Lully wird gerühmt; Corelli last sich lo-ben; Nur Telemann allein ist übers Lob erhoben. Jeder, der gerne Duette spielt, hat das Glück, Telemanns Musik zur Verfügung zu haben. Seine enorme Sammlung bekannter Duette bietet alles: Charme, Spontaneität und Fantasie. Immer auf der Suche nach neuen musikalischen Juwelen fanden wir einige elegante Fanta-sien für Cembalo, die wir für uns bearbeitet haben.
Telemann war so erfolgreich, dass er fast alles veröffentlichen konnte, was er komponiert hat. Während seiner beeindruckenden Karriere entwickelte sich sein Stil ständig weiter: von verschiedenen nationalen Stilen (französisch, italie-nisch, deutsch und sogar polnisch) bis galant und fast klassisch.

Giuseppe Sammartini ging einen ähnlichen Weg: vom Spätbarock über den ga-lanten Stil bis zum „Sturm und Drang“. Seine Duos Op. 6 sind voller Freude, Überraschungen und Kreativität. Sie spiegeln seinen späteren Kompositionsstil wider und wurden von James Oswald als Opera Prima veröffentlicht.

Bambus, Klarinetten und die Romantik

Blockflötisten sind dafür bekannt, Musik von anderen Instrumenten für sich selbst zu bearbeiten. Wie wir wissen, hat die Blockflöte einen beschränkten Tonumfang, der definiert, was für die Blockflöte bearbeitet werden kann und was nicht. Die Verwendung von Musik, die für Pfeifen oder Csakan geschrieben oder arrangiert wurde, funktioniert sehr gut. Der Csakan war zu Beginn des 19. Jahrhunderts beliebt und könnte als Blockflöte der Romantik angesehen wer-den. Er hat einen zarten, weichen Klang und die Fingersätze und die Reichweite ähneln denen der Blockflöte. Aus den vielen verfügbaren Duetten haben wir uns entschieden, den ersten Satz des spektakulären Grand Duo von Stephan Franz aufzunehmen, im Arrangement von Nik Tarasov.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Komponist Ralph Vaughan Williams eine Schlüsselfigur der englischen Musik. Er war stark von Volksmusik und ih-ren Instrumenten beeinflusst. Williams wurde 1933 zum Präsidenten der Bri-tish Piper's Guild gewählt, ein Amt, das Joris inzwischen bekleidet. Diese Auf-nahme von Vaughan Williams Duets for Pipes ist eine Weltpremiere und ebenso aufregend wie einzigartig. Wir haben diese kürzlich entdeckten Duette im Stil des Tages auf unseren eigenen Bambuspfeifen gespielt, die wir in der Tradition der Gilde hergestellt haben.

Der dritte Teil dieses Kapitels ist dem amerikanischen Komponisten und Musi-ker Marc Mellits (*1966) vorbehalten, einem der meistgespielten lebenden Komponisten der USA. Er hat beeindruckende Ensemble-Stücke für Holzblasin-strumente geschrieben und 2008 Black als minimalistisches Wettbewerbsstück für zwei Bassklarinetten komponiert. Seitdem hat Mellits nicht weniger als fünf-zehn Arrangements dieses Stücks veröffentlicht. Wir haben unsere Großbass-blockflöten in Schwarz auf die ultimative Probe gestellt!

Alte Musik & Aufführungspraxis

Die frühen Stücke auf dieser CD sind eine wunderbare Mischung aus Bekann-tem und aufregend Unbekanntem. Sicher können viele Hörer die Stücke aus Llibre Vermell de Montserrat, dem spanischen Manuskript des 14. Jahrhunderts für Andachtszwecke, und die berühmten Monodien der Cantigas de Santa Maria mitsingen. Unsere improvisierte Version - mit Daumenklavier, Drohnenbox und Renaissance-Traverso - wird jedoch mehr als exotisch klingen. Diese Stücke werden mit einer zeitgenössischen Komposition kombiniert, Rhia Parkers Can-tigas 1, die perfekt in diese Atmosphäre passt und gleichzeitig den Reichtum der Renaissance-Bassblockflöten erforscht.

Die Gesangsstücke aus der Münchner Bayerischen Staatsbibliothek, Mus. MS. 260, eignen sich perfekt für Renaissance-Consort und als Beispiele für authen-tische Aufführungspraxis. Die Agnus Dei-Stücke steigen langsam von der Ver-wendung von Canti (hohen Instrumenten) zu Bassi (niedrigen Instrumente) ab, wobei Alt in a, Tenöre in d, Bässe in g, C und F (alles Quinten!) verwendet werden. In unserer Interpretation verwenden wir das Solmisierungskonzept, wie es von vielen Theoretikern vom 13. bis zum 16. Jahrhundert beschrieben wird. Das System verwendet den Vorgänger der Tonleiter mit seinen Hexachor-den, um zu definieren, welche Noten hart, neutral oder weich gespielt werden sollen. Unser Blockflötenconsort in Quinten wurde von Tom Prescott für uns gebaut.

Auf der Suche nach Duetten haben wir die acht Duette auf der Rückseite des berühmten Cancionero de Upsala (1556) wiederentdeckt. Diese „zusätzlichen Stücke“ im Manuskript sind perfekte Beispiele für den Kontrapunkt des 16. Jahrhunderts für gleiche Stimmen. Auf der Titelseite heißt es: … ocho tonos de Canto de Organo para que puedan aprovechar los que A cantar començaren („acht polyphone Stücke, die für diejenigen nützlich sein könnten, die anfangen zu singen“). Wir spielen diese imitierenden und einfallsreichen Stücke auf zwei Prescott-Consort-Flöten in g.

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Tom und Joris waren früher als Mitglieder des Flanders Recorder Quartets be-kannt und haben mit FRQ Konzerte in über 50 Ländern gegeben. Sie legten nach der großen Abschiedstour des Quartetts 2017/18 eine kurze Pause ein, sind aber jetzt wieder da, begeisterter als je zuvor und bereit, das Erbe als Duo fortzusetzen: The Flanders Recorders Duo, FR2!

FR2 begann ursprünglich im Jahr 2013, als sich die besten Freunde Tom und Joris zusammenschlossen, um auf der Lehrerkonferenz der Niederländischen Bambuspfeifergilde in Baarlo, Niederlande, aufzutreten. Seitdem haben sie in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, England, Schottland und den USA ge-spielt, oft im Rahmen von Workshops oder Blockflötenorchesterveranstaltun-gen. FR2 kennt das Blockflötenduorepertoire wie wohl kaum jemand sonst und sowohl Tom als auch Joris freuen sich, diese erste Duo-CD zu präsentieren.

www.flanders-recorder-duo.be

Spieldauer: 
71 Minuten
Preis: 
20,00 Euro