Imbalu

Afrikanische Suite Nr. 26

Für Blockflöte, Violine und Vibraphon

Partitur und drei Stimmen

1. Satz: Inemba
2. Satz: Lulwanda
3. Satz: Kamayiya

Im August 2018 reisten mein Sohn Jakob und ich drei Wochen durch Uganda. Am Ende unserer Reise wurden wir von Racheal Namaganda aufgenommen, die in Mbale im Nordosten Ugandas lebt. Zusammen mit ihr und ihren Freunden besuchten wir die beeindruckenden Sipii-Wasserfälle im Nordosten Mbales, und auf dem Weg dorthin kamen wir an einer ausgelassen tanzenden Menschenmenge in traditionellen Kostümen vorbei.
Es stellte sich heraus, dass just an diesem Tag Racheals Stamm, die Bamasaba, die um Mbale herum leben, ihr wichtigstes Fest des Jahres feierten, IMBALU. Imbalu ist ein Initiationsritual: Die Jungen, die sich dazu bereit fühlen – sie sind zwischen sechs und zehn Jahre alt – werden öffentlich beschnitten und werden auf diese Weise zu „richtigen Männern“. Während des Rituals müssen sie Angst und Schmerz besiegen, weswegen Racheal glaubt, ihr Stamm habe die mutigsten und stärksten Krieger Ugandas. Als ATRIA mich im selben Monat bat, ein Stück für sie zu schreiben, wusste ich sofort: Ich wollte über IMBALU schreiben. So entstand meine Afrikanische Suite Nr. 26.

Im ersten Satz, INEMBA. In ihm geht es um die großen Erwartungen, die sich beim Jungen, seiner Familie und dem Stamm an dieses Fest knüpfen. INEMBA ist ein Instrument, das die Bamasaba während der Zeremonie spielen. Racheal erklärt: „Inemba ist ein Musikinstrument, das gespielt wird, wenn die Jungs gerade beschnitten worden sind und wir alle tanzen, um ihren Sieg zu feiern.“ Tatsächlich ähnelt die INEMBA stark der Marimba, die hier zum Einsatz kommt - übrigens unser einziges Orchesterinstrument, das aus Afrika stammt; ein arabischer Reisender beschrieb bereits 1352 ein ähnliches Instrument, das am Hofe des Königs von Mali gespielt wurde.
Im zweiten Satz geht es um die Nacht vor dem Fest: Der Junge steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Er wird und muss die Schwelle überwinden. Mit Wehmut denkt er zurück an die Leichtigkeit und Fröhlichkeit der Kindheit, das Spielen mit den anderen Kindern, die Wiegenlieder der Mutter. Er nimmt Abschied von der Schwerelosigkeit, wo die Zeit still stand. Ein bewegender Moment zwischen Wehmut und Vorfreude.
Im dritten Satz, Kamayiya, geht es um das Fest selbst. Ich zitiere dabei eine traditionelle Melodie, die während der Zeremonie gesungen wird.
Musikalisch ist IMBALU eine Mischung aus afrikanischen Rhythmen, afrikanischer Energie und Lebensfreude mit Elementen des französischen Impressionismus.
Beim Komponieren wurde ich außerdem von der einmaligen Instrumentation von ATRIA inspiriert; ich wollte, dass jedes dieser so selten zu dritt zusammen spielenden Instrumente die Möglichkeit bekäme, zu glänzen und zu brillieren.

Es gibt zu Imbalu drei Videos auf Youtube, die wir am Dezember 2019 an der Musikhochschule Bremen aufgenommen. Ich danke Davíd Cisternas, Lukas Kuhn und Inés Pina Pérez für all die Liebe und das Können, mit der sie diese Musik spielen und zum Leben erwecken.

Hier ist das Video des ersten Satzes INEMBA:
https://youtu.be/WKivVuuYblU

Seitenanzahl: 
24
Preis: 
19,90 Euro