Oh, wie schoen ist Afrika!

Wie erklärt man einer afrikanischen Kirchengemeinde, warum man Veganer ist? Wie bringt man seinen Motorradtaxifahrer dazu, die Gegenfahrbahn zu verlassen? Und was sagt man einem Soldaten, der mit vorgehaltenem Gewehr Bestechungsgeld einfordert? Afrika ist vielleicht der Ort auf diesem Planeten, den wir im Westen am wenigsten kennen und verstehen. Überraschend, magisch, wunderschön – und nicht zuletzt sehr unterhaltsam!

2016, 2018, 2019 und 2021 habe ich mich auf den Weg gemacht, und in Äthiopien, Ghana, Uganda, Südafrika, Tansania und Kenia auf den Couchen von achtzehn Hosts unter anderem gelernt, wie man einen Job, ein Bier und den Sinn des Lebens findet. Auf Hochzeiten und Beerdigungen, in Tonstudios und Moskitoschwärmen, in abgelegenen Dörfern und chaotischen Megacities habe ich unzählige unglaubliche Geschichten erlebt und gehört, von Menschen, deren Energie, Witz, Optimismus und Mut ihresgleichen suchen. Mein zwölftes Buch!

Hier das Nachwort: Was ist Afrika?

Nachwort: Was ist Afrika?

Ich bin durch acht afrikanische Länder gereist, um Afrika selbst zu sehen. Um es so zu sehen, wie es ist – ohne den Wunsch nach Verbesserung oder Rettung, der für uns Muzungus so typisch ist. Ohne den Wunsch, dort das Paradies zu finden, der für uns auch so typisch ist.
Was also ist Afrika? Es ist der Kontinent, dessen Einwohner regelmäßig sagen: That’s Africa. Es ist der Erdteil, der zum Verallgemeinern einlädt, Europäer wie Afrikaner. Afrika ist Sex und Musik, sagt Tembo. Afrika ist Mangel an Information, sagt Jacob. Afrika sind Führer, die nicht gehen wollen, sagt Jonathan. Afrika ist Freiheit, sagt Sandro. Afrika ist Mangel an Vertrauen, sagt Douglas. Afrika ist der Ort, an dem du zum Muzungu wirst und es für immer bleibst, sagt Julia. Afrika hat Respekt vor Autoritäten, sagt Tinna. Afrikaner fürchten die Natur, sagt Sheila. Afrikaner haben immer genügend Zeit, sagt Doria.
Und ich sage: Afrika, das sind Hunde und Vögel in der Nacht. Es sind unwegsame Wege und überwucherte Friedhöfe. Es ist die Angst vorm Dunkelwerden. Schulen mit Mauern und Stacheldraht. Gewienerte Schuhe und prachtvolle Kleider. Streunende Kinder. Herumsitzen im Schatten. Laute und lange Gottesdienste. Arbeitslose Akademiker. Hauspersonal. Indisches Essen. Stromausfall und Wassereimer. Bananenbier und Zuckerrohrschnaps. Matatus und Bodas. Improvisation mit Wellblech. Strikte Grenzkontrollen. Riesige Familien. Weite Flächen. Unglaubliche Geschichten.
Afrika ist die Gleichzeitigkeit der Gegensätze: Öffentlicher Müll und private Oasen. Archaische Technik und moderne Smartphones. Evangelikale Kirchen und alter Zauberglaube. Brautpreis und Fremdgehen. Überschäumende Energie und träger Service. Korrupte Regierungen und fröhliche Popmusik.
In Afrika hat alles begonnen. Es ist sehr alt und sehr jung. Es ist anders als wir und anders, als wir glauben.
Um Geschäfte zu machen, ist Afrika vermutlich nicht der beste Ort. Der Wunsch nach „Entwicklungshilfe“ wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit enttäuscht werden. Für einen Erholungsurlaub ist man woanders vielleicht besser aufgehoben.
Aber um zu reisen, dem Unbekannten zu begegnen, dem Ungewohnten, Unerwarteten, Unglaublichen, Unvorstellbaren, das verspreche ich nach allem, was ich erlebt habe: Dafür gibt es nichts Besseres.

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Goldmann
Preis: 
16,00 Euro