So long. Suite für Querflöte solo
Solostücke für Melodieinstrumente zu schreiben ist etwas ganz Besonderes: Besonders lohnend, weil der Solist sich alle Freiheit in Tempo und Phrasierung nehmen kann, um größtmögliche Virtuosität und emotionale Tiefe zu erreichen; aber auch besonders schwierig, weil man nur dieses eine Instrument hat, um Melodie, Groove, Rhythmus und Harmonie zu erzeugen. Und drittens gibt es da diese großen Vorbilder, mit denen man kaum konkurrieren kann - für mich gehören Bachs Solosuiten für Violine und Cello zu seinen absoluten Meisterwerken (und meinen absoluten Lieblingsmusiken). Und so ist auch der erste Satz dieser Suite, So kind, eine Art Hommage an den berühmten Stil von Bachs Solosuiten. Im scharfen Kontrast dazu bedient sich der zweite Satz So sad der Tonsprache traditioneller spanischer Folklore. Der dritte Satz schließlich ist in meinem typischen, afrikanischen Stil komponiert - Durakkorde, Durtonleiter, fröhliche Atmosphäre und Synkopen überall, kontrastiert mit dem stetigen Groove des Fußklopfens auf zwei und vier. So happy - diese unbekümmerte, grenzenlos enthusiastische Stimmung hat mich immer fasziniert an der Musik Schwarzafrikas. Seit ich komponiere habe ich versucht, sie in klassische Konzertsäle zu transportieren.
Ich lege die Suite in zwei Formen vor: im mittleren Schwierigkeitsgrad für den Unterricht, in virtuoser Form fürs Konzert. Mein großer Dank geht an Katharine Rawdon, die So long im Februar 2018 beim Porto Flute Festival uraufgeführt hat - eine großartige Location, ein fantastisches Festival und eine wunderbare Aufführung, die auch auf Youtube zu sehen ist: https://youtu.be/plrU6XYyQns. Man kann dort auch sehen und hören, wie fein Katharine Rawdon das Fußklopfen variiert und nuanciert, um den jeweiligen musikalischen Charakter zu unterstreichen. Ich wollte das nicht ausnotieren; bitte nehmt Euch die persönliche Freiheit, hier zu improvisieren, und behaltet im Auge, welche immensen kreativen Möglichkeiten sich hier bieten.
Die Aufnahmen unten stammen aus der Premiere in Porto 2018.
Über Aufnahmen und Kommentare freue ich mich immer: mail@soerensieg.de